DKK: Heute haben wir den Spieledesigner Martin Feller gebeten uns einige Fragen zu beantworten.
Hallo Martin, danke das du dir
kurz Zeit für uns genommen hast, um mit uns zu sprechen. Kannst du
dich bitte einmal ganz kurz vorstellen, für diejenigen Leser, welche
dich noch nicht kennen.
Martin: Ich bin Martin Feller, 39 Jahre
alt und bereits seit über 30 Jahren im Hobby. Hauptberuflich bin ich
als Lehrer tätig.
Martin Feller |
DKK: 30 Jahre, das ist aber schon eine
ganze Weile. Wie bist du denn dazu gekommen dich mit Tabletop zu
beschäftigen?
Martin: Da muss ich etwas ausholen. Am
Anfang hatte ich die klassischen Modelle wie Airfix. Für die hatte
ich mir meine eigenen Regeln ausgedacht, wie das die meisten Kinder
machen. Dann bekam ich Rough Trader geschenkt, und war begeistert.
Von da an war ich begeisterter Fantasy bzw. SciFi Spieler. Nach ca.
15 Jahren war ich aber das ständige Wettrüsten überdrüssig,
ständig brauchte man neue Armeen, Modelle und Einheiten. Also wandte
ich diesen Setting den Rücken zu, und kehrte zu meinen Wurzeln, dem
Historischen Tabletop bzw. Wargaming zurück.
DKK: OK, also du siehst deinen
persönlichen Hobby Schwerpunkt im Historischen Tabletop.
Martin: Das stimmt, besonders
interessiert mich dabei die Napoleonische Ära, das frühe Rom und
der 30 Jährige Krieg. Das heißt aber nicht das ich nichts anderes
mehr Spiele.
DKK: Und bist du da auf einen
bestimmten Maßstab festgelegt?
Martin: Nein der Maßstab spielt bei
mir überhaupt keine Rolle. Ich finde auch das sollte man nicht zu
totalitär sehen, jede Größe hat seine Vor- und Nachteile, und
solange es Spaß macht, sollte es auch egal sein was man spielt.
DKK: Wie bist du eigentlich auf die
Idee mit „Kugelhagel“ gekommen.
Martin: Es hatte mich schon immer
gestört, das sich einige Leute viel zu sklavisch an Regeln halten.
Hinzu kommt, das jeder, mich eingeschlossen, Unmengen an Figuren zu
Hause hat, und nicht weiß was man damit Anfangen kann.
Als es darum ging , die Jungs im
Jugendzentrum sinnvoll zu unterhalten, und das mit wenig Geld, bin
ich auf die erste Version von Kugelhagel gekommen. Die allererste
Version war der Amerikanische Bürgerkrieg. In dieser gab es nur
Marker und Karten, aber keinerlei Figuren. Als mich die Jungs dann
fragten, ob das auch schöner geht, haben wir dann die ersten Modelle
eingeführt. Es stellte sich heraus, das gerade der Mehrspieler Teil
eine enorme Soziale Komponente besitzt. Es geht hauptsächlich um das
miteinander Spielen und nicht gegeneinander.
Kugelhagel |
DKK: Gibt es noch weitere Pläne für
deine Spiele?
Martin: Natürlich, ich bin ständig
dabei meine Spiele mit kostenlosen Armeelisten zu versorgen. Für
Kugelhagel sitze ich gerade an einer Version für die Deutschen
Einigungskriege. Das gestaltet sich aber als etwas schwieriger, da
das Spielen und die historische Genauigkeit immer in Einklang
gebracht werden müssen. Für Steinhagel, sitze ich gerade über den
Listen zum 100 Jährigen Krieg, sowie Sachsen und Wikinger.
Wer Vorschläge für Armeelisten hat
kann diese gerne zu mir schicken, und ich schaue mir die Sache einmal
an.
Genauso ist es im übrigen mit der
Normannen und der Herr der Ringe Liste gewesen. Die sind auf eine
Initiative der Spieler zurück zu führen. Ziel ist es, das der
Listen Nachschub langfristig gesichert wird.
Seit langen habe ich auch die Idee
einer Kampagnen Erweiterung. Da muss ich aber mal schauen wie ich das
realisiere, hier spielt der Kostenfaktor einfach eine große Rolle.
Eventuell kommt es als kostenpflichtiger Download, aber da ist das
letzte Wort noch nicht gefallen.
DKK: Du hattest deine Spiele ja nie als
Turnierspiele konzipiert. Nichts desto trotz finden mittlerweile ja
Turniere deiner Spiele statt. Wie stehst du dazu?
Martin: Ja, ich hatte meine Spiele
immer als Spaß Spiele konzipiert, daher war ich extrem überrascht
das es auch als Turnierspiel funktioniert. Es liegt denke ich daran,
das eine Armee nur als ganze Einheit funktioniert. Jede Einheit im
Spiel hat seine spezielle Rolle, und somit gewinnt nur die
ausgewogenste Armee. Also wie gesagt, ich war darüber echt
überrascht.
DKK: Was wolltest du schon immer mal im
Hobby machen, und bist noch nicht dazu gekommen?
Martin: Um ehrlich zu sein, nichts.
Denn alles was ich machen möchte setzte ich in die Tat um.
DKK: Kickstarter, Fluch oder Segen?
Martin: Die Grundidee finde ich richtig
super. Gerade für so ein Hobby wie unseres. Dadurch gibt es die
Möglichkeit das Projekte erscheinen, welche sonst niemals realisiert
worden wären. Für unsere Händler ist es aber enormer Mist. Es wird
einfach unglaublich viel Geld vom Handel abgezogen, und ja das sind
Millionen Beträge. Mittlerweile gibt es einen richtigen Wildwuchs.
Selbst große Firmen die es nicht nötig hätten machen einen
Kickstarter nach dem anderen. Hinzu kommt noch, das der Markt mit
Modellen einfach überschüttet wird. Niemand braucht so viele
Figuren, die man bei einem großen Kickstarter erhält. Ich hoffe das
hier ein Umdenken der Kunden und der Produzenten einsetzt.
Steinhagel |
DKK: Wo siehst du das Hobby in 5 Jahren
Martin: Wenn wir nicht aufpassen, in
der Mottenkiste. Daran sind teilweise die Hobbyisten selber Schuld.
Es gibt einfach viel zu viel „getrolle“, womit wir dem Nachwuchs
vergraulen. Habe das selber erlebt, als ich mit meiner Klasse, welche
ein Tabletop Projekte hatte, die Taktica in Hamburg besucht habe.
Alle waren sehr begeistert, und viele haben gleich mit dem Hobby
anfangen wollen. Im hiesigen „Spieletreff“ wurde zu meinen
Schülerinnen gesagt, das kannst du so aber nicht bemalen. Das geht
ganz anders. Was gibt bitte jemanden das recht zu sagen, du darfst
dein Hobby so nicht ausleben?
Auch machen wir den Einstieg viel zu
schwer. Du kannst nur mit so vielen Modellen Spielen. Du brauchst den
Koffer, die Farben, die Schablone und so weiter. Ich finde es wäre
wichtiger jemanden einfach mal so zum spielen zum bringen. Diesen
Neuling dann im Hobby zu halten, und zu begeistern. Ob sie dann mehr
brauchen, können sie doch selber entscheiden. Leben und Leben
lassen. Machen wir uns nichts vor, jeder von uns hat in dieser
Hinsicht Leichen im Keller.
Hinzu kommt noch die enorme
Zersplitterung bei uns. Jeder spielt mittlerweile etwas anderes.
Gefühlt wird alle 3 Tage eine neue Sau durchs Dorf getrieben.
Niemand macht mehr etwas fertig, und dieser Trend setzt sich immer
rasanter fort. Sobald ich meine Spielergemeinschaft verlasse finde
ich niemanden mehr zum spielen, weil überall etwas anderes gespielt
wird. Daher bekomme ich keinen Kontakt mehr zu anderen Spielern.
Früher gab es nur Warhammer, das konnte ich überall spielen. Es
wird alles nicht einfacher. Das ist ein Vorteil an Historischen
Modellen, ein Römer bleibt ein Römer, egal mit welchen Regeln er
gespielt wird.
Alles in allen, habe ich aber Angst um
unser Hobby.
DKK: Ich danke dir für diese ehrlichen
Worte, und wünsche dir noch alles gute für deine weiteren Projekte.
Sehr gutes Interview sehe ich auch so. Bei dem Absatz "Wenn wir nicht aufpassen, in der Mottenkiste. Daran sind teilweise die Hobbyisten selber Schuld." sehe ich genau so. Das war für mich bis jetzt auch schon immer ein Hindernis. Zb bei der Napoleonischen zeit, wehe man malt ein Tüpfelchen zu viel oder die Hose nicht genau so und schon ist man neben der Spur. Ich sage mir immer Häh das ist doch egal spätestens auf dem Tisch wenn man die Minis aus knapp 1 Meter Entfernung sieht, fällt es doch äh nicht mehr so auf. Oder das Thema wieviel Minis auf einer Base. Habe mal bei Pike u Shotte statt 4 Minis , 5 darauf gestellt und schon war der Aufschrei groß. Das ist doch egal so lange man weiß um welche Einheit sich handelt und so lange man seinen Spaß hat , ist es doch egal. Und solange man die Regeln einhält, hätte ich kein Problem damit wieviel Minis auf einer zb jetzt 40x40 Base stehen. Gruß Jens
AntwortenLöschenDas ist ein echtes Problem. Habe selbst schon eine Black Powder Platte auf einer Konvention ausgestellt, und musste mir anhören das die Einheit X an dieser Schlacht nicht teilgenommen hat. :/
LöschenAber ich stehe, anders als Neueinsteiger, über solchen vorwürfen, und kann über solch eine Engstirnigkeit eigentlich nur lachen...