Sommerinerview: Sascha Richter Tabletop-Network


Im heutigen Interview sprechen wir mit Sascha Richter, dem Gründer des Tabletop-Network.



DKK: Hallo Sascha,stell dich mal bitte ganz kurz vor.  
Sascha: Über mich gibt es eigentlich gar nicht so viel Wichtiges zu sagen:  Ich bin 42 Jahre alt, verheiratet, habe vier Kinder und bin mit dem Hobby zum ersten Mal in Kontakt gekommen… ohje, das war damals mit dem inzwischen zum Kult avancierten Heroquest.  

DKK: Wie bist du denn genau ins Hobby gekommen?  
Sascha: Wie gesagt, der erste Kontakt war damals das Heroquest-Boardgame, aber wirklich begeistert hatte mich ein Buch, das ich mir 1989 während eines Schüleraustauschs in England gekauft habe: „Fantasy Wargaming“ von Martin P. Hackett. Ich habe das Buch immer noch und blättere es tatsächlich auch heute noch ab und an durch. Mein erster Kontakt mit einem Games Workshop-Store war übrigens 1993 in Brighton. Ich muss gestehen, danach ist das Hobby an mir vorbei gegangen – bis zum Erscheinen der Black Reach-Box. Ich hatte durch Zufall im Kölner Hauptbahnhof den White Dwarf in der Hand, in dem das Set angekündigt wurde – und habe mir die Box dann auch fünf oder sechs Mal gekauft.

DKK: Wo siehst du deinen Persönlichen Hobbyschwerpunkt?  
Sascha: Mein persönlicher Hobbyschwerpunkt? Mir geht es beim Spielen weniger um´s Gewinnen (deswegen bin ich auch noch nie bei einem Turnier angetreten), mir geht´s grundsätzlich darum, dass wir beim Spielen Spaß haben. An das Spiel an sich muss man sich danach eigentlich nicht mehr erinnern, solange man den gesamten Abend in guter Erinnerung behält. 

DKK: Was wolltest du schon immer mal im Hobby machen, bist aber irgendwie noch nicht dazu gekommen? 
Sascha: Es gibt eine Zeichnung, auf der Laketown aus dem Hobbit zu sehen ist. Die ist in der englischen Ausgabe „The Hobbit“ abgebildet, den habe ich gelesen, als ich 15 war. Seit dem möchte ich Laketown so, wie es dort abgebildet ist, nachbauen. Naja – irgendwann… 

DKK: Wie bist du eigentlich auf die Idee mit Tabletop Network gekommen?  
Sascha: Ich hatte nie das Problem, dass es mir an Mitspielern mangelte: Kaum hatte ich die Black Reach-Box, waren einige Freunde schnell davon zu begeistern und auch in der unmittelbaren Nachbarschaft fanden sich tabletopneugierige Rollenspieler. So hatten wir schnell eine kleine Gruppe, die sich regelmäßig in einem – zugegebenermaßen recht muffigen – Partykeller zum Spielen traf. Der nächste Schritt war, dass wir als „THE FAT DADS“ uns als offizieller Games Workshop-Hobbyclub anmeldeten. Das war damals noch alles recht improvisiert – aber wir hatten Spaß bei dem, was wir taten (wenn wir auch nicht immer sicher waren, WAS wir da gerade taten). Ironischerweise war das der Grundstein zum unabhängigen und systemübergreifenden Tabletop-Network: GW stellte irgendwann den Clubsupport ein und wir waren nicht gewillt, unsere Kontakte, die wir auf Conventions und dem Games Day geknüpft hatten, einfach schleifen zu lassen. Also schrieb ich so ziemlich jeden Club an, dessen E-Mail ich finden konnte und schlug ihnen vor, zusammen eine große Hobbyplattform zu gründen. Die Schweizer Shadowlords und die Solinger Stadtgardisten waren neben uns die ersten vertretenen Clubs, die Resonanz war insgesamt aber eher mäßig. Trotzdem machte ich dann aus dem „Tabletopforum NRW“, das ich als Facebookgruppe gegründet hatte, um Spielern hier im Kölner Umland einen kommunikativen Austausch zu bieten, kurzerhand das
Tabletop-Network. Ich glaube, das Ganze hätte aber nicht so erfolgreich funktioniert, wenn nicht von Anfang an ein sehr familiärer und freundlicher Umgang miteinander geboten und gefordert gewesen wäre. Ich erinnere mich, dass Aggy (meine Göttergattin und übrigens die Erfinderin des ReRoll-Weekends) und ich niemals damit gerechnet hatten, die 100 Mitglieder-Grenze knacken zu können, jetzt sind wir bei fast 3.000. Offenbar kam das Tabletop-Network zur richtigen Zeit und unser bei-jeder-Gelegenheit-darauf-hinweisen hat sich ausgezahlt. Mittlerweile sind wir den engen Grenzen Facebooks zumindest teilweise schon entflohen und ich hoffe, dass beispielsweise das Tabletop-Network-ReRoll-Weekend sich zu einer festen Größe innerhalb der gesamten deutschsprachigen TT-Szene entwickelt.

 DKK: Was findest du so am besten und was am schlechtesten beim Tabletop Network.  
Sascha: Die Begriffe „am besten“ und „am schlechtesten“ treffen es meiner Meinung nach nicht. Letzten Endes ist das Tabletop-Network eine Ansammlung von vielen Individuen, und es liegt in der Natur der Sache, dass manchmal Interessen unterschiedlich stark ausgeprägt sind und zum Teil auch gegenläufig. Ich sehe unsere Aufgabe dabei darin, dafür zu sorgen, dass das Network weitestgehend neutral und unabhängig bleibt.  Was mich allerdings tatsächlich stört – aber das ist unabhängig vom Network – ist, dass es Menschen gibt, die der Meinung sind, man könne sich im „anonymen“ Internet ungestraft daneben benehmen.  



DKK: Gibt es weitere Pläne?  
Sascha: Klar gibt es die. Weltherrschaft!
Nein, im Ernst: Natürlich haben wir weitere Pläne. Aber das geht halt nicht alles auf einmal. Schließlich ruhen wir uns ja nicht aus: Neben der Facebookgruppe haben wir die Webseite, die gepflegt werden will, fahren zu Cons, organisieren mit den FAT DADS das Tabletop-Network-Treffen und haben jetzt erst einmal das zweite Tabletop-Network-ReRollWeekend vor uns. Das bedeutet für Aggy und mich: Telefonieren, Mails schreiben, Flyer erstellen, drucken lassen, verteilen, Fragen beantworten, die Idee dahinter erklären undundund… die Sachen machen sich ja nicht von alleine und wir machen das in unserer Freizeit, noch neben anderen Hobbies, Familie und Kids. Dann steht die Verlosung unter allen Teilnehmern noch bevor, ergo Pakete packen und verschicken und in nullkommanix ist wieder ein Jahr um. Im nächsten Jahr feiern wir fünfjähriges Jubiläum des Tabletop-Networks (und des Tabletop-Network-Treffens!) und Du kannst Dir sicher sein, wir werden das ausgiebig feiern! 

DKK: Wo siehst du denn unser Hobby in 5 Jahren?  
Sascha: Wir werden alle zusammen „Age of the Emperor“ spielen und uns auf zehnjährige Jubiläum des Networks freuen. Oh – und wir werden wissen, wie die Star Wars-Saga ausgegangen ist.


DKK: Findest du auch, das es in Deutschland eine Zentrale Konvention fehlt?  
Sascha: Absolut. Ich persönlich denke, dass die Jungs der Tactica da einen guten Job gemacht haben, bin aber der Ansicht, dass gerade hier in Köln etwas fehlt, seitdem der Games Day nicht mehr stattfindet. Die RPC ist eine tolle Sache, aber sie ist eben eine Messe. Eine Con für die Community fehlt – und selbst, wenn der Games Day damals eine herstellerspezifische Sache war, sie war trotzdem ein reiner Tabletop-Event. Was fehlt ist eine Veranstaltung, bei der man Freunde trifft und (wieder)sieht, sich unterhalten und Spaß haben kann. Quasi eine Veranstaltung für die große Tabletop-Familie. Das hängt aber immer an der Resonanz und
Akzeptanz innerhalb eben dieser Familie, denn das (finanzielle) Risiko im Falle eines Flops ist verdammt hoch. Öhm…hatte ich erwähnt, dass wir auch 2017 wieder ein Tabletop-Network-Treffen veranstalten? 

DKK: Kickstarter, Fluch oder Segen? 
Sascha: Die Idee des Crowdfunding, also sich seine Ideen und Projekte mittels interessierter Privatpersonen finanzieren zu lassen, ist grundsätzlich sicher eine hervorragende Idee. Allerdings ufert das meiner Ansicht nach inzwischen aus – ich habe bis dato weder bei einem mitgemacht noch einen ins Leben gerufen. 

DKK: Ich danke dir für dieses Gespräch, und wünsche dem Tabletop-Network alles gute.


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